Do-it-yourself Rente

Angesichts der Nachteile von gesetzlicher Rentenversicherung und privater Rentenversicherung stellt sich die Frage nach einer Lösung, die diese Nachteile vermeidet.

Die Investition in Aktien ist nicht nur den anderen Arten der Rentenversicherung überlegen, sondern im Durchschnitt auch allen anderen Formen der Geldanlage.  Zur Begründung kann man ganze Bücher schreiben, und genau das haben natürlich viele Autoren auch schon getan. Die Ergebnisse sind eindeutig: in mehreren Jahrhunderten Finanzmarktgeschichte waren Aktien bei dem o.g. Anlagezeitraum im Durchschnitt die Anlageform mit der bei weitem höchsten Rendite. Und, was viele überraschen wird: Bei einer Investition in den breiten Aktienmarkt war es unabhängig vom Einstiegszeitpunkt nicht möglich, bei einem Anlagezeitraum von mind. 20 Jahren einen Verlust zu erzielen. Besonders diesen Punkt kann man gar nicht genug betonen, da ja viele Menschen Aktien für sehr risikoreich halten und Angst vor Verlusten haben. Doch das ist tatsächlich Unsinn und zeigt die geringe finanzielle und wirtschaftliche Bildung, die in Deutschland vorherrscht. Man kennt sich nicht aus, und daher werden plakative Dinge wie die in den Medien täglich berichteten Kursschwankungen als unkalkuierbares Risiko angesehen. Wenn man etwas nicht versteht und keinen Einfluss darauf hat, ist es irgendwie unheimlich und beängstigend. Doch Unkenntnis und die daraus resultierende Angst vor dem Unbekannten verstellen die Sicht auf die wahre Natur dieser genialen Möglichkeit, sein Geld buchstäblich für sich arbeiten zu lassen. Denn der Käufer einer Aktie ist nichts anderes als Miteigentümer eines Unternehmens, in dem Menschen arbeiten und damit einen Gewinn erwirtschaften (meistens jedenfalls). Dieser Gewinn steht den Eigentümern des Unternehmens zu, d.h. den Aktionären. Die Gewinne können entweder als Dividenden ausgeschüttet werden oder verbleiben im Unternehmen, wodurch sich der Wert des Unternehmens entsprechend erhöht. So oder so ist der Aktionär im wahrsten Sinne des Wortes der Gewinner. Wenn man das einmal verinnerlicht hat, erkennt man schnell, dass tägliche Kursschwankungen für die langfristige Geldanlage in Akien so unwichtig sind wie das Wackeln des Schwanzes für den Hund. In den seltensten Fällen ist ein Hund bisher durch seinen Schwanz aus dem Gleichgewicht geraten. Mit den Unternehmen verhält es sich nicht anders.

Die Tabelle unten stellt die wichtigsten Möglichkeiten dar, sein Geld zu investieren (sog. Anlageklassen). Man sieht daran, dass Aktien bei weitem die beste Anlageklasse darstellen. Und warum sollte man sich mit dem Zweitbesten zufrieden geben, wenn man auch das Beste haben kann? Ob man besser auf ein Portfolio aus Einzelwerten,  auf Aktien-ETFs oder Aktien-wikifolios setzt, ist dabei eher zweitrangig und hängt von den persönlichen Gegebenheiten ab.

AnlageformSicherheit des GrundkapitalsSicherheit gegen GeldentwertungRenditestaatliche Förderunggeringe KostenGesamturteil
Spar-Produktesehr hochniedrigniedrigneinjaschlecht
Riester-Rentesehr hochniedrigmitteljaneinmittel
private
Rentenversicherung - mit Garantiezins
sehr hochniedrigniedrigneinneinschlecht
private
Rentenversicherung - fondsgebunden
mittelhochniedrigneinneinschlecht
Anleihenhochniedrigniedrigneinjaschlecht
Aktienmittelhochhochneinjagut
Immobilienmittelhochmitteljaneinmittel
Attraktivität verschiedener Asset-Klassen im Jahr 2018

 

Die getroffenen Einstufungen möchte ich hier kurz begründen:

  • Spar-Produkte: Diese bieten in der DACH-Region (deutschsprachiger Raum) eine sehr hohe Sicherheit. Die Bonität der öffentlichen Banken liegt durch die sehr hohe Bonität der Staaten (Deutschland, Österreich und Schweiz) weltweit an der Spitze. Die Einlagen sind durch die gesetzliche und darüber hinausgehende freiwillige Einlagensicherung der privaten Institute in aller Regel in vollem Umfang gedeckt. Sicherer geht es nicht.
    Vergessen darf man dabei jedoch nicht, dass die Sicherheit lediglich darin besteht, dass 1 € oder 1 SFr als solcher erhalten bleibt. D.h. der Betrag selbst bleibt erhalten. Ob dabei der Wert bzw. die Kaufkraft dieses 1 € / 1 SFr erhalten bleibt, ist eine ganz andere Frage, nämlich die der Inflation. Bei 2% Inflation und 0% Zinsen verliert der Betrag aktuell jedes Jahr 2% an Wert. Spar-Produkte bieten daher keinerlei Sicherheit gegenüber der Geldentwertung. Das war übrigens schon immer so, auch in Zeiten höherer Zinsen, denn die Inflation überstieg die Zinsen immer.
    Eine reale Rendite (nach Inflation) ist mit Sparprodukten daher nicht möglich.
    Eine staatliche Förderung findet bei einfachen Sparprodukten nicht statt. Bei Bausparverträgen ist diese zwar enthalten, gleichzeitig sind diese Verträge jedoch mit so hohen Kosten verbunden, dass sie trotz der Förderung immer noch keine Rendite oberhalb der Inflation abwerfen.
    Insgesamt ist es also nicht möglich, mit Sparprodukten eine positive Rendite zu erwirtschaften, weshalb sie als Geldanlage nur schlecht abschneiden.
  • Riester-Verträge verhalten sich sehr ähnlich wie Bauspar-Verträge: Es gibt eine hohe Sicherheit des Grundkapitals und eine staatliche Förderung, aber die oft hohen Kosten zehren diese Förderung meistens wieder komplett auf. Eine erfreuliche Ausnahme bietet fairr.de.
  • Über private Lebens- und Rentenversicherungen kann man nur noch den Kopf schütteln. Hier hat es eine ganze Branche geschafft, sich durch ihr unseriöses Geschäftsgebaren komplett ins Aus zu schießen. Ich kenne niemanden, der sich mit Geldanlagen beschäftigt und diesen Gesellschaften noch über den Weg traut. Die exorbitanten Gebühren wurden in der Vergangenheit durchweg verschwiegen und die gutgläubigen Kunden so um ihre Rendite betrogen. Inzwischen hat der Gesetzgeber (Jahrzehnte zu spät) reagiert, so dass sämtliche Kosten nun offengelegt werden müssen. Und es zeigt sich ein klares Bild: Die Kosten werden durch die fehlende Rendite in den allermeisten Fällen nicht gerechtfertigt. Es werden damit ein ineffizienter Verwaltungsapparat und unterdurchschnittliche Fondsmanager fürstlich vergütet, ohne auch nur den geringsten Mehrwert für den Kunden zu bieten. Jeder kostengünstige, breitgestreute Aktien-ETF bietet ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis und eine vielfach höhere Rendite. Klares Urteil: Finger weg von privaten Lebens- und Rentenversicherungen!
  • Anleihen stellten über Jahrhunderte einen wichtigen Baustein der Geldanlage dar, nämlich den sog. „risikolosen“ Teil. Der Gedanke dahinter war, Anleihen mit hoher Bonität zu halten, um so ohne Verlustrisiko eine sichere Rendite in Höhe der Zinsen einzufahren. Denn auch wenn Anleihekurse bei Änderungen des Leitzinssatzes schwanken können, so ist dies bei einer Haltedauer bis zur Endfälligkeit der Anleihe unerheblich (sog. „Pull-to-par Effekt“), denn die Rückzahlung ist ja bei den gewählten Anleihen mit  hoher Bonität in voller Höhe zu erwarten.
    Seit 10 Jahren haben wir aber erstmalig seit Jahrhunderten die Situation, dass Anleihen hoher Bonität entweder keine oder sogar negative Zinsen abwerfen. Daher gibt es keinen Grund mehr, die Nachteile gegenüber kurzfristig verfügbaren Sparprodukten in Kauf zu nehmen, da die Risikolosigkeit ja nur bei einer Haltedauer bis zur Endfälligkeit besteht. Anleihen mit hoher Bonität bieten heutzutage daher leider keine empfehlenswerte Geldanlage mehr.
    Gleichzeitig möchte ich davor warnen, die fehlende Rendite bei Anleihen mit hoher Bonität dadurch aufzubessern, dass man nun auf Anleihen mit geringerer Bonität ausweicht. Denn die vermeintlich höhere Rendite ist nur scheinbar vorhanden, sie entspricht bestenfalls dem höheren Ausfallrisiko. Daher wird man mit diesen höchstwahrscheinlich im Durchschnitt keine besseren Renditen erzielen, so dass auch diese nicht mehr zu empfehlen sind.
  • Immobilien sind sehr vielfältig und können daher kaum einheitlich betrachtet werden. Sie unterscheiden sich in ihrem Risiko und ihrer Wertentwicklung erheblich voneinander. So haben Wohnimmobilien auf dem Land in den letzten Jahrzehnten bestenfalls einen Inflationsausgleich geboten (in strukturschwachen Regionen sind sie auch stark im Wert gefallen), während solche in den Top- und Mittelstädten in den letzten 10 Jahren stark im Wert gestiegen sind. Das bedeutet, dass einzelne Objekte ein hohes Klumpenrisiko darstellen, je nachdem, wo man sein Objekt besitzt. Die Unterschiede sind dabei immens. Im Durchschnitt boten Immobilien in Deutschland in den letzten Jahrzehnten eine deutlich bessere Wertentwicklung als Sparprodukte, aber auch eine deutlich schlechtere als Aktien.
  • Aktien sind die Königsklasse des Investierens. Sie bieten als Sachwerte einen guten Inflationsschutz und die höchstmögliche Rendite, da man direkt an der Wertschöpfung der Unternehmen partizipiert. Einzelaktien sind dabei mit besonders geringen Kosten verbunden, da nur einmalig beim Kauf (und ggf. Verkauf) Transaktionsgebühren anfallen (jedenfalls bei modernen Online-Brokern wie OnVista). Jährliche Gebühren auf das Kapital gibt es hier nicht. Das einzige Manko, welches in den deutschsprachigen Medien jedoch völlig übertrieben dargestellt wird, besteht in temporären Kursschwankungen. Diese sind jedoch von einem Verlust des Kapitals zu unterscheiden. Denn nachdem man eine Aktie erworben hat, besitzt man nur noch die Aktie, nicht mehr das Kapital. Und diese Aktie bleibt einem garantiert erhalten, egal zu welchem Preis sie gerade an den Börsen gehandelt wird.